Beschreibt den nachvollziehbaren Weg eines Produkts oder Materials entlang der gesamten Lieferkette.
Chain of Custody (COC)
Chain of Custody (COC), zu Deutsch „Produktkette“ oder „Lieferkette“, beschreibt den nachvollziehbaren Weg eines Produkts oder Materials entlang der gesamten Lieferkette – von der Rohstoffgewinnung über die Verarbeitung und den Transport bis hin zum fertigen Endprodukt. Die Chain of Custody ist ein zertifizierbarer Prozess, der sicherstellt, dass ein Produkt aus nachhaltigen, legalen oder anderweitig spezifizierten Quellen stammt. Dieser Ansatz spielt eine zentrale Rolle in der Transparenz und Glaubwürdigkeit nachhaltiger Lieferketten und wird in zahlreichen Branchen wie der Holz-, Textil-, Chemie- und Lebensmittelindustrie angewandt.
Funktionsweise
Eine Chain of Custody-Zertifizierung bedeutet, dass jeder Schritt entlang der Lieferkette dokumentiert und überprüfbar ist. Unternehmen müssen sicherstellen, dass Rohstoffe und Zwischenprodukte entsprechend zertifiziert und gekennzeichnet sind und die nachhaltigen Eigenschaften des Produkts (z. B. Recyclinganteil, umweltfreundliche Herkunft) jederzeit nachgewiesen werden können. Die wesentlichen Schritte umfassen:
1. Identifikation der Rohstoffe: Zunächst wird dokumentiert, woher die verwendeten Rohstoffe stammen und ob sie den Anforderungen der COC entsprechen.
2. Zertifizierung entlang der Lieferkette: Jeder Lieferant und Hersteller entlang der Kette muss zertifiziert sein, um die lückenlose Nachverfolgbarkeit und Einhaltung der Standards sicherzustellen.
3. Dokumentation und Transparenz: Die Übertragung von Informationen zur Herkunft und Qualität der Materialien wird schriftlich festgehalten und kontrolliert.
4. Unabhängige Prüfungen: Externe Zertifizierungsstellen überprüfen die Einhaltung der COC-Vorgaben und gewährleisten die Glaubwürdigkeit der Nachhaltigkeitsaussagen.
Arten von Chain of Custody-Modellen
Es gibt verschiedene Ansätze, um eine Chain of Custody entlang der Lieferkette umzusetzen:
Identity Preserved: Der Ursprung und die Identität eines Rohstoffs werden während der gesamten Kette unverändert beibehalten. Dieses Modell ist am strengsten und gewährleistet, dass der Ursprung im Endprodukt vollständig erhalten bleibt.
Segregation: Zertifizierte Rohstoffe werden zwar entlang der Kette getrennt gehalten, aber Vermischungen innerhalb eines zertifizierten Bestands sind erlaubt. So bleibt die Nachhaltigkeit gewährleistet, ohne die spezifische Quelle des Rohmaterials beizubehalten.
Mass Balance: Zertifizierte und nicht zertifizierte Rohstoffe dürfen innerhalb der Kette vermischt werden, wobei rechnerisch nachverfolgt wird, welcher Anteil nachhaltig ist. Dies ermöglicht eine flexible Nutzung, erfordert jedoch lückenlose Dokumentation.
Book and Claim: In diesem Modell erfolgt keine physische Verfolgung des Rohmaterials; stattdessen wird ein virtuelles Zertifikat für die nachhaltige Produktion eines Rohstoffs gekauft und verkauft. Dieses Modell findet oft bei schwer verfolgbaren Rohstoffen Anwendung.
Vorteile der Chain of Custody
Transparenz und Glaubwürdigkeit: Eine zertifizierte Chain of Custody bietet Verbrauchern Sicherheit über die Herkunft und Nachhaltigkeit des Produkts.
Förderung nachhaltiger Praktiken: Durch die Nachfrage nach zertifizierten Lieferketten wird der Einsatz nachhaltiger Materialien und ethischer Produktionsweisen aktiv gefördert.
Risikomanagement: Unternehmen können Risiken in der Lieferkette minimieren, etwa in Bezug auf illegalen Rohstoffabbau oder unethische Arbeitsbedingungen.
Herausforderungen
Kosten und Komplexität: Die Implementierung einer Chain of Custody kann aufgrund der Überprüfungen, Zertifizierungen und Dokumentationen kostenintensiv sein, insbesondere bei globalen Lieferketten.
Abhängigkeit von Zertifizierungsstellen: Die Glaubwürdigkeit der Chain of Custody hängt stark von der Integrität und Transparenz der Zertifizierungsstelle ab.
Daten- und Dokumentationsaufwand: Eine lückenlose Dokumentation ist notwendig, was technische und administrative Ressourcen erfordert.